Besichtigung der O&K-Unterkunft

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Am gestrigen Dienstagabend hatten die Hattinger Ratsfraktionen die Möglichkeit, einen Rundgang durch die zukünftige Flüchtlingsunterkunft auf dem O&K-Gelände an der Nierenhofer Straße zu erhalten. Diese Chance haben wir natürlich gerne wahrgenommen.

O&K-Unterkunft nimmt Gestalt an

Zur Erinnerung – der Rat der Stadt Hattingen hatte sich bei seiner letzten Ratssitzung am 17. März mehrheitlich final dafür ausgesprochen, eine große Flüchtlingsunterkunft auf dem ehemaligen O&K-Gelände zu realisieren.

Wir als SPD-Fraktion haben diese Entscheidung unterstützt – in unseren Augen ist es wichtig, die städtischen Turnhallen zügig wieder für den Sport herzurichten und die Flüchtlinge nicht in den entlegensten Ecken Hattingens unterbringen zu müssen. Wenn wir die Flüchtlinge einfach irgendwo in den Randbereichen Hattingens platzieren, kann das keine Integration voranbringen, ganz im Gegenteil – es braucht den Kontakt mit allen anderen Mitmenschen. Wir freuen uns, dass eine große Mehrheit im Stadtrat ebenfalls diese Auffassung teilte und noch immer teilt.

Bei dem angesprochenen Komplex handelt es sich um ein Großraumbüro mit bereits vorhandenen Waschkauen aus Werkszeiten sowie um das daran angrenzende Verwaltungsgebäude. Die Herrichtung des großen Gebäudes ist schon weit fortgeschritten, im Verwaltungsgebäude hingegen müssen noch zahlreiche Arbeiten durchgeführt werden. Beide Gebäude sollen zusammen bei maximaler Belegung ca. 500 Flüchtlingen eine Bleibe bieten.

Erster Halt in der Waschkaue

Ulrich Möller, stellvertretender Fachbereichsleiter der Hattinger Gebäudewirtschaft, führt uns zusammen mit der Einrichtungsleiterin Astrid Wenzel zuerst in die Waschkauen. Hierbei handelte es sich vorher um einen gemeinsamen großen Bereich, so Möller, dieser sei nun aber durch eine Wand in zwei einzelne Bereiche unterteilt worden – einer für Männer, einer für Frauen. In jedem der beiden Abschnitte befindet sich eine große Anzahl an Spinden und je ca. 30 Duschen.

Ein Bett, ein Stuhl und ein Schrank

Eine Etage darüber liegt der Wohnbereich mit den vielen „Wohnräumen“ für die Flüchtlinge. Hier läuft es sich weich und dumpf, der Teppichboden dämpft die Lautstärke der Schritte merklich. Laut Möller wäre es zu aufwendig gewesen, den Teppich entfernen und einen anderen Bodenbelag auslegen zu lassen.

Bei der Begehung wirkt der Raum sehr strukturiert, man kann es wohl am besten als „unberührte Ordnung“ beschreiben. Bewohner gibt es hier noch nicht – dies soll sich aber bis spätestens Pfingsten ändern. Bis zu dem Zeitpunkt, so die Hattinger Dezernentin Beate Schiffer, soll die Belegung des O&K-Gebäudes mit Flüchtlingen begonnen haben.

In dem großen Büroraum gibt es eine Fülle an weißen Wänden – sie klappern etwas, wenn man gegen sie drückt. Mit ihnen werden die vielen Wohnbereiche voneinander abgetrennt. Wir schauen uns die Räume an, es gibt Ausführungen mit acht Liegeplätzen, aber auch solche mit sechs und einige Exoten mit nur zwei Betten. Doppelbetten sind hier Standard. Dazu kommt in den größeren Räumen ein Tisch mit entsprechenden Stühlen, stets gibt es einen Spind pro Schlafplatz.

Die große Freifläche vor dem Gebäude hin zur Nierenhofer Straße soll ebenfalls noch ein Stück weit erschlossen werden. So soll es dort Sitzgelegenheiten und auch eine Möglichkeit für Ballsport geben. Für allzu neugierige Blicke ist hier auch ein Sichtschutz vorgesehen.

Ansprechpartner in der Nähe

Ein paar Meter abseits der Wohnräume in einem Nebengang liegt ein „Info-Point“ – dieser soll laut Möller rund um die Uhr besetzt sein und den Flüchtlingen bei Problemen vor Ort beratend zur Seite stehen. Und noch einige weitere „Sonderräume“ liegen in diesem Gang – so etwa der Gemeinschaftsraum,  der fast gänzlich von Stühlen und Tischen dominiert zu sein scheint. Darüber hinaus befinden sich aber doch noch ein Kickertisch sowie ein Fernseher hier.

Deutlich bunter wird es im kommenden Zimmer, an dessen Tür ein Schild mit der Aufschrift „Child Care“ hängt. Hier verbirgt sich ein gefühlt gänzlich anderer Ort, mit bunten Spielgeräten, einer Kreidetafel und manch anderen Utensilien, die man wohl – in positiver Art – in die Rubrik „Grundausstattung Kinderzimmer“ einordnen kann.

Nebenan liegt die Cafeteria/der Speiseraum, wo es um die Versorgung der Flüchtlinge geht – in der Küche finden sich zwei bullige Konvektomaten (Heißluftöfen), welche dabei helfen, die Essensversorgung schnell und strukturiert über die Bühne zu bringen. Dieses Essen wird von einem Caterer zubereitet, der sich um die Verpflegung kümmert.

Für Interessierte – mit diesen zusätzlichen Räumen ergibt sich hier eine Gesamtfläche von 2165 Quadratmetern, von denen die Wohnräume 1600 Quadratmeter ausmachen.

Noch viel zu tun im Verwaltungsgebäude

Im Anschluss verlassen wir das Gebäude und betreten durch eine Drehtür das Verwaltungsgebäude von O&K/Kone – zwei imposante Rolltreppen gibt es dort zu sehen, aus eigener O&K-Fertigung dazu. Sie haben eine transparente Verkleidung, man kann ihrem Innenleben bei der Arbeit zusehen. Oder könnte. Möller gibt zu verstehen, dass die Rolltreppen nicht nur aktuell außer Betrieb seien, sondern sie zukünftig auch abgesperrt würden. Dies hänge mit der Bauordnung zusammen.

In den Räumen hier sieht der Boden sehr wüst aus. Der Teppich wurde herausgerissen, da er sich in einem schlechten Zustand befunden habe. Hier sei etwa auch noch der Anbau von Toilettenanlagen auf den Fluren durchzuführen, so Möller. Er geht zu einem Fenster im ehemaligen Büro der KONE-Geschäftsführung, bleibt davor stehen und erklärt, dass hier noch eine Rettungstreppe notwendig sei.

Auch soll in diesem Gebäude im unteren Geschoss noch eine größere Küche entstehen – nach der Fertigstellung soll diese dann die kleine Variante im anderen Gebäude komplett ersetzen.

Entwicklung bleibt abzuwarten

Wie es nun konkret weitergeht, wird man sehen müssen. Besonders wird es auch davon abhängen, wie sich die Zuweisungszahlen an Hattingen in diesem Jahr entwickeln – aktuell kommen weniger Flüchtlinge in Deutschland an und diese werden momentan verstärkt auf die großen Städte aufgeteilt. Zuletzt hatten diese Städte (nach dem sogenannten „Königsteiner Schlüssel“) zu wenige zugewiesen bekommen.

Der Aussage von Herrn Möller, diese Unterbringung in den Gebäuden des O&K-Geländes sei „definitiv besser als in den Sporthallen“, können wir uns sicher guten Gewissens anschließen.

Wie gut aber im Endeffekt alles zusammenlaufen wird, das muss sich tatsächlich in der zukünftigen Entwicklung zeigen. Eins ist jedoch klar, und das stellte unser Fraktionsvorsitzender Achim Paas auch bei unserer vergangenen Jahreshauptversammlung deutlich fest – ein „Selbstläufer“ wird die Unterbringung der Flüchtlinge bei O&K sicher nicht.