Integration – kleine Schritte und Geduld

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Sicherlich gesprächiger als sonst ging es am Montag im Raum des Schachclubs im Holschentor zu – auch gegrübelt wurde eine ganze Menge. Zusammen mit Referenten und mehreren Gästen sprachen wir bei unserer offenen Fraktionssitzung über ein ordentliches kommunales Integrationskonzept für Hattingen.

Integrations-Fachwissen aus dem EN-Kreis

Nach der Eröffnung durch Achim Paas, unseren SPD-Fraktionsvorsitzenden, ergriff das Wort die erste Referentin Lale Arslanbenzer. Sie ist die Leiterin des kommunalen Integrationszentrums im EN-Kreis.

Lale Arslanbenzer spricht zur Runde

Sie präsentierte den Anwesenden eine Powerpoint-Präsentation, in welcher sie die Aufgabenfelder des Integrationszentrums sowie eine Vielzahl an Zahlen rund um die Thematik darlegte. Über die Entwicklung der Flüchtlingszahlen wusste sie ebenso zu referieren wie über Probleme bei der Sprachförderung oder auch der einheitlichen Gesundheitsversorgung für die Neuankömmlinge im Kreis. Explizit regte sie auch eine fortgesetzte und intensivere Vernetzung der einzelnen Akteuere, der Initiativen und Behörden an. „Viele laufen durch die Gegend und beraten, aber es geht wenig Hand in Hand!“, so Arslanbenzer.

Die zweite Referentin im Bunde, Sabine Görke-Becker, sprach in ihrer Rolle als Leiterin des Jugendmigrationsdienstes der AWO EN zu den Anwesenden. Sie wies darauf hin, dass zur Zielgruppe des Jugendmigrationsdienstes mehr als nur die Geflüchteten selbst gehören würden – man befasse sich ebenso mit den Leuten, die mit ihnen einfach nur in Kontakt kämen. Dies seien etwa Mitarbeiter bei Ämtern, aber auch in Schulen und Vereinen.

Den Flüchtlingen solle ein Weg eröffnet werden, sich mit anderen auszutauschen. Auch eine umfassende Betreuung gehöre dazu, nebst diversen Arten von Gruppentrainings, etwa für Bewerbungen. Als expliziten Wunsch hatte sie noch die Bitte an die Politik im Gepäck, doch für Flüchtlinge die Altersgrenzen für die Schulpflicht zu erhöhen.

Frisör ist nicht gleich Frisör

Als geladener Gast folgte nun auch Frau Christine Freynik, die erste Beigeordnete der Stadt Hattingen. Sie äußerte sich unter anderem zu konkreten Integrations-Bemühungen in unserer Stadt. So gebe es auch hier und da gewisse Arbeiten, bei denen auch interessierte Flüchtlinge eingebunden würden, etwa im Fachbereich Stadtbetriebe.

Christine Freynik und Achim Paas zum Thema Integration in Hattingen

Aktuell sei man dabei, präziser zu ermitteln, welche Kompetenzen denn die hier lebenden Flüchtlinge aufweisen. So sei etwa das regelmäßige Schneiden von Haaren in der alten Heimat nicht gleichzusetzen mit einer vollen Befähigung für den Friseurberuf. „Jemand, der sich als Friseur bezeichnet, ist nach unseren Maßstäben nicht unbedingt ein Friseur.“, so Freynik.

Integrationskonzept – Fortschreibung oder Neuauflage?

Kritische Worte gab es unter anderem auch während der Gesprächsrunde zum bisherigen Hattinger Integrationskonzept, welches aktuell eher den Charakter einer Adressensammlung hat. Freynik verwies darauf, dass die Konzeption dieses Werkes ja bereits aus dem Jahre 2014 stamme. Demzufolge habe das Konzept die starken Fluchtbewegungen des Jahres 2015 naturgemäß nicht abbilden können.

Hier fand Frau Freynik deutliche Worte und sagte zum Integrationskonzept, dass eine gänzliche Neuauflage vermutlich einfacher sei als eine simple Aktualisierung der jetzigen Fassung – eine Äußerung, für die ihr Paas auch zum Ende der Veranstaltung noch danken sollte.

In der Gesprächsrunde wurde unter anderem auch noch bemängelt, Arbeitgeber seien nicht hinreichend informiert, inwiefern Flüchtlinge denn beschäftigt werden könnten. Dem pflichtete Arslanbenzer bei: „Arbeitgeber scheuen den bürokratischen Aufwand.“.

Fazit der Veranstaltung

Zum Ende der Veranstaltung herrschte bei den Anwesenden vermutlich soweit Einigkeit, was folgende Aussage angeht: Integration in eine Gesellschaft vollzieht sich kleinschrittig und braucht Geduld. Die vielen Leute aus fremden Ländern, welche zu uns gekommen sind, brauchen auch etwas Zeit. Zeit, unsere Sprache zu lernen und sich in eine neue Gesellschaft einzugewöhnen.

Und wenn wir Integrationswillen fordern, dann müssen wir auch so fair sein, den Leuten die Chance zur Integration zu geben!